Autor: Christoph Wohlfarth

Einführung

ICI pflegte im Östringer Faserwerk von Anfang an eine moderne Arbeitskultur. Anstelle von Befehl und Gehorsam setzte das Unternehmen auf Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Kreativität seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

So wurde zum 1. Januar 1968 das Betriebliche Vorschlagswesen (BVW) als innerbetriebliche Einrichtung eingeführt. Ein Auszug aus den Richtlinien beschreibt die Intension: „Durch das BVW soll jeder Mitarbeiter angeregt werden, über bestimmte materielle oder organisatorische Gegebenheiten und Arbeitsmethoden nachzudenken und seine Ideen zu möglichen Verbesserungen zu entwickeln.“

Dr. Otto Lagler von der Personalabteilung wurde im November 1967 zum Beauftragten für das Betriebliche Vorschlagswesen ernannt und war für die Einführung verantwortlich.

Auch Gruppenvorschläge, bei denen mehrere Mitarbeiter gemeinsam einen Verbesserungsvorschlag erarbeiteten, konnten eingereicht werden. Die Prämie wurde dann unter einzelnen Gruppenmitgliedern aufgeteilt.

Das betriebliche Vorschlagswesen inspirierte auch den Karikaturisten Otto Vit seine Comic-Figur „Copsy“ zum Nachdenken zu bringen.

Beurteilung und Bewertung

Bild 1: Sitzung des Bewertungsrates  Faserspiegel III/1-2, Febr. 1968

Sobald ein Verbesserungsvorschlag eingereicht wurde, wurde dieser zunächst durch Gutachter aus dem jeweiligen betrieblichen Bereich geprüft, um festzustellen, ob die zu erwartenden Einsparungen realistisch und der Vorschlag mit vertretbarem Aufwand umsetzbar war. Falls dies zutraf, wurde der Verbesserungsvorschlag einem Bewertungsrat vorgelegt, der die eingereichten Vorschläge abschließend zu prüfen und zu bewerten hatte. Der Bewertungsrat legte außerdem die Höhe der auszuzahlenden Prämien, die i. d. R. 10 % der durch den Verbesserungsvorschlag zu erwartenden Einsparungen ausmachten, fest.

Die Einführung des Betrieblichen Vorschlagswesens wurde zu einem vollen Erfolg. Bis April 1970 wurden über 400 Verbesserungsvorschläge eingereicht, von denen 125 erfolgreich umgesetzt und prämiert wurden. Die Höhe der insgesamt ausgezahlten Prämien bis dahin bereits annähernd 30.000 DM, wobei die höchste ausgezahlte Einzelprämie 4.200 DM ausmachte.

Bericht aus dem Faserspiegel V/3 vom April 1970

Das Betriebliche Vorschlagswesen bewährte sich über die Jahre im Östringer Faserwerk und wurde auch von den Nachfolgefirmen der ICI beibehalten.

Beispiele für Verbesserungsvorschläge

Im Folgenden werden einige Berichte mit Beispielen für erfolgreiche Ideen und Vorschläge zur Verbesserung von Arbeitstechniken, Methoden und Maschinen aus den verschiedenen betrieblichen Bereichen aufgeführt, die teils zu beträchtlichen Verbesserungen/Einsparungen führten und entsprechend prämiert wurden:

Bericht über die erste ausgezahlte Prämie,
Faserspiegel III/1-2, Feb. 1968 vom Februar 1968
Zwei weitere Beispiele für die erfolgreiche Umsetzung von Verbesserungsvorschlägen in der Produktion, Faserspiegel III/7, vom Juli 1968
Bericht aus dem Faserspiegel VI/6 vom August 1971
Bericht aus dem ICI-Spiegel Nr. 14 vom Mai 1975
Bericht aus dem ICI-Spiegel Nr. 42
vom September 1984
Bericht aus dem ICI-Spiegel Nr. 53 vom Dezember 1986