Autor: Christoph Wohlfarth
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Dieser Bericht befindet sich noch im Entwurf-Stadium!
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Dietmar Hopp sagte einmal über die Anfänge der SAP: „Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Mit dem richtigen Ort meinte er das damals noch junge ICI-Faserwerk in Östringen und er hätte auch noch hinzufügen können, dass er den richtigen Partner getroffen hatte: Hermann Meier, den damaligen EDV-Leiter der ICI.
In dem folgenden Bericht erfahren Sie, wie in den Büroräumen der ICI die Idee und erste Version einer standardisierten Unternehmenssoftware entstand, welche von Östringen aus ihren Siegeszug antrat und die globale Arbeitswelt revolutionieren sollte.
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Ausgangssituation
Nachdem Computer bis zum Zweiten Weltkrieg vor allem für militärische und rein wissenschaftliche Zwecke verwendet wurden, begannen bereits ab Mitte der 1950er Jahre die ersten Unternehmen, Großrechner in ihren Betrieben einzusetzen.
Auch ICI in England setzte bereits frühzeitig auf die Unterstützung durch Großrechner, in erster Linie zur Optimierung der Produktionskapazitäten bei den chemischen Großanlagen in Runcorn (UK) und Wilton (UK), weniger jedoch im kaufmännischen Bereich.
So war auch beim Neubau des Faserwerkes in Östringen ursprünglich noch kein eigenes Rechenzentrum vorgesehen worden. Es gab – nach dem Vorbild der englischen Werke – neben der Versandabteilung lediglich eine sogenannte konventionelle Lochkartenanlage, die von IBM angemietet war. Die Räumlichkeiten waren gegenüber dem Verwaltungsgebäude neben der Elektrowerkstatt angesiedelt. Die Lochkartenanlage bestand aus einem Locher, einer Sortiermaschine und einer Tabelliermaschine und war nur für ein sehr eingegrenztes Anwendungsgebiet vorgesehen: Sie diente quasi als Hilfsbetrieb für die Rohstoff- und Ersatzteillagerverwaltung, bei der Versandabwicklung sowie für die Erfassung des Lagereingangs nach Titern, d. h. Faserstärke und Aufmachung. Ebenso konnten Listen zum Ausweis des Lagerbestandes sowie Gewichtslisten für den Kundenversand gedruckt werden.
Ziemlich schnell nach dem Anlaufen des Faserwerkes erkannte man, dass sich mit der Lochkartenanlage weitere Anwendungsfälle zeit- und personalsparend bewältigen lassen: Eine Lohn- und Gehaltsabrechnung für die steigende Anzahl von Mitarbeitern oder Verkaufsstatistiken waren mögliche weitere Einsatzgebiete. Die vorhandene Lochkartenanlage war den gestiegenen Anforderungen jedoch nicht gewachsen. Mit ihr ließen sich nur sehr begrenzte Operationen wie Addition, Sortierung und Tabellierung durchführen. Komplexere Operationen wie Multiplikation und Division waren nicht möglich. Solche Aufgaben mussten an das IBM Service Büro in Karlsruhe vergeben werden, während die eigene Lochkartenanlage nur Vorbereitungs- und Listarbeiten übernahm. So setzte sich schnell die Erkenntnis durch, dass sich die Anschaffung eines eigenen Computers lohnen würde.
Das ICI-Rechenzentrum entsteht
Wenn man damals über die Anschaffung eines Großrechners nachdachte, führte kein Weg an der IBM vorbei. „Big Blue“, wie IBM damals schon genannt wurde, beherrschte ab Mitte der 1960er Jahre den noch jungen Großrechnermarkt mit einem Marktanteil von 90 %. So entschied man sich 1967 auch bei ICI in Östringen, einen IBM-Rechner vom Typ 360/20 mit Magnetkernspeicher anzumieten. Er hatte einen Arbeitsspeicher von 16 Kilobyte und wurde später auf 28 Kilobyte aufgerüstet. Der Vergleich zu heutigen PCs und Laptops (oder auch Handys), die teilweise schon mit 64 Gigabyte und mehr Arbeitsspeicher ausgestattet sind, zeigt deutlich den Entwicklungssprung in den letzten Jahrzehnten. Zur damaligen Zeit jedoch war der IBM 360/20 der modernste Computer und setzte den Maßstab für die kommerzielle Nutzung von Informationstechnologie in den Unternehmen.
Allerdings bedingte der Einsatz des neuen Großrechners neben zusätzlichem Platzbedarf auch vollklimatisierte Räume, da ein Computer mit angeschlossener Hardware nur unter ganz bestimmtem Klima- und Luftverhältnissen störungsfrei betrieben werden konnte. Und so fragten sich nicht wenige ICI-Mitarbeiter, was die großen Umbauarbeiten direkt neben der Elektrowerkstatt des gerade erst eröffneten ICI-Werkes wohl zu bedeuten hatten.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis man auch hier wieder an Grenzen stieß: Schnell stellte man fest, dass die ehemaligen Räumlichkeiten der konventionellen Lochkartenstelle auch nach dem Umbau für den professionellen Betrieb eines Rechenzentrums nicht ausreichten. Aufgrund der Lage zwischen den Werkstätten war es jedoch nicht möglich, die Räume zu erweitern. Da ergab sich durch den Neubau für das Technische Entwicklungs- und Anwendungszentrums, kurz TEA und später als Carpet Centre bekannt, eine neue Möglichkeit: Die frei gewordenden Räume der Technischen Anwendungsentwicklung am Südende des Werkes waren geräumig und boten ideale Bedingungen für den Betrieb eines Rechenzentrums. Nach einem Umbau zog die EDV-Abteilung 1971 mit ihrem Rechner in die ehemaligen TEA-Räume ein. Auch die Auftragsabwicklung (Order Processing) und der Versand wurden in den daneben liegenden Räumen untergebracht. Spätestens ab diesem Zeitpunkt konnte man zu Recht vom ICI-Rechenzentrum in Östringen sprechen.
Das erste Realtime-System wird in Östringen entwickelt
Für IBM war die Herstellung und der Verkauf von Großrechnern und den dazu gehörenden Peripheriegeräten (z. B. Speicherplatten) das Kerngeschäft. Der mit den Rechnern ausgelieferten Software maßen die Hardwarehersteller zunächst keinen eigenen Wert bei. Zwar wurden auch ein Betriebssystem sowie einige kommerziell nutzbare Programme zusammen mit den Großrechnern ausgeliefert, doch wurden diese noch nicht einmal als eigenständige Position auf der Rechnung ausgewiesen. Die Hardwarehersteller sahen darin lange Zeit nur ein Marketinginstrument zur Verkaufsförderung von Großrechnern. Erst ab 1969 ging IBM unter dem Druck der amerikanischen Kartellbehörde dazu über, Hardware und Software separat in Rechnung zu stellen. Die Entkopplung („Unbundeling“) von der Hardware führte dazu, dass Software sowie damit verbundene Dienstleistungen nun plötzlich als eigenständige Zweige einer Wertschöpfungskette wahrgenommen wurden. Somit war dann auch der Startschuss für das Entstehen einer unabhängigen Softwarebranche gefallen. Viele kleine Start-Ups, aus denen einige Firmen mit Weltruf hervorgingen, entstanden damals und boten ihre Programmierdienste an. Prominente Beispiele in Deutschland waren 1969 die Gründung der Software AG in Darmstadt, des EDV Studios Ploenzke in Wiesbaden sowie dier Firma Softlab 1971 in München. Damit verbunden war auch der Siegeszug der Standardsoftware. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Programme fast ausschließlich individuell entwickelt, was mit einem hohen Kosten- und Wartungsaufwand verbunden war. Eine Mehrfachverwendbarkeit vorgefertigter Programmbausteine versprach, die Entwicklungskosten auf mehrere Schultern zu verteilen und damit den Einsatz dieser Programme für eine größere Anzahl von Unternehmen erschwinglich zu machen.
Genau an diesem entscheidenden Wendepunkt der Softwarebranche kamen Dietmar Hopp und Hasso Plattner als IBM-Berater in das ICI-Faserwerk in Östringen. Hopp hatte – ebenso wie der ein paar Jahre jüngere Plattner – ein Studium der Elektrotechnik, Fachrichtung Nachrichtentechnik, an der Technischen Universität in Karlsruhe absolviert. Einen eigenen Studiengang für Informatik gab es damals noch nicht. Nach dem Studium wurde Hopp als Mitglied eines neu aufgebauten Beraterteams bei IBM in Mannheim angestellt. Die Aufgabe dieses Teams bestand in erster Linie darin, die Abnehmer von Großrechnern bei der Erstellung von Individualsoftware zu unterstützen und selbst zu programmieren, um die Computer für die Kunden nutzbar zu machen.
Als er 1969 zum ersten Mal zur ICI nach Östringen kam, hatte Dietmar Hopp bereits mehrere Jahre Erfahrung in der Programmierung und Beratung sammeln können. 1971 war er dann von ICI beauftragt worden, die Auftragsabwicklung, Disposition und Versandsteuerung an die neuen technologischen Möglichkeiten anzupassen. Auch wenn die Weiterentwicklung von Computern und Speichertechniken und damit das Preis-Leistungs-Verhältnis seit Mitte der 1960er Jahre rasante Fortschritte gemacht hatten, war die Verarbeitung der Daten selbst noch auf dem alten Stand stehen geblieben: die Datenerfassung erfolgte nach wie vor über Stapelverarbeitung mit Lochkarten (Batch-Verfahren). Diese umständliche Arbeitsweise führte zu enormen Problemen bei der Vertriebsabwicklung der ICI, da die Lieferungen fast immer zu spät bei den Kunden eintrafen. Hermann Meier, der damalige EDV-Leiter in Östringen, beschrieb den Prozess wie folgt: „Die Dateneingabe erfolgte komplett über Lochkarten. Diese wurden von 20 Kolleginnen von Hand erstellt. Die Anwender in den Fachabteilungen hatten vorher ihre Daten auf Formulare geschrieben, unsere Mitarbeiterinnen übertrugen die Daten dann in Lochkarten. Diese wurden dann im Stapelbetrieb eingelesen und daraus eine Liste erstellt. Fehlerüberprüfungsprogramme überprüften noch einmal die Eingaben, der manuelle Lochprozess war ja sehr fehlerträchtig. Gegebenenfalls musste dann noch einmal eine neue Lochkarte erstellt werden“.
Zusammen mit Hasso Plattner, der ein halbes Jahr später dazukam und ihn bei dieser Aufgabe unterstützen sollte, entwickelten die beiden die Idee, die Auftragsabwicklung geschäftsprozessübergreifend und in einer Realtime-Software abzubilden. Eine Software, die Geschäftsprozesse „realtime“, also in Echtzeit, bearbeitet, war damals ein völlig neues Konzept. Allerdings war die Zeit reif dafür, denn ihr Arbeitgeber IBM hatte ab 1971 die ersten Monitore der Serie 3270 auf den Markt gebracht. Die neuen Monitore ermöglichten erstmals die Dateneingabe über Tastatur mit gleichzeitiger Anzeige auf einem Bildschirm. Die Anwender in den Fachabteilungen konnten damit Daten direkt am Bildschirm erfassen und Fehler selbst im Dialog korrigieren. Der umständliche Lochkartenprozess zur Erfassung der Daten sollte dadurch komplett entfallen.
Hermann Meier war von dem neuen Konzept überzeugt, obwohl ihm auch klar war, dass damit große Risiken verbunden waren: Zunächst einmal mussten grundsätzliche Probleme wie die Dialogsteuerung und die Speicherung der Daten mit einer Restart-Möglichkeit gelöst werden. Trotz anfänglicher Skepsis konnte er seinen Geschäftsführer in Östringen sowie die Chefs in der ICI-Europazentrale in Brüssel überzeugen und erreichte, dass für das Projekt ein Budget von ca. 70.000 DM genehmigt wurde. Ein fachbereichsübergreifendes Team, das sich aus Mitarbeitern der ICI-Datenverarbeitung, Anwendern des betroffenen Fachbereiches sowie den beiden IBM-Beratern Hopp und Plattner zusammensetzte, wurde gebildet.
Es begann eine intensive Zeit für alle Beteiligten: Tagsüber wurden die Anforderungen vom Fachbereich aufgenommen und programmiert. Erst abends nach 18 Uhr, wenn ICI den Rechner für das Projektteam freigegeben hatte, konnten die Programme eingespielt und getestet werden. Das ging oftmals bis zum Folgetag morgens um 6 Uhr, wenn bei ICI die Frühschicht startete. Am nächsten Morgen wurden die Ergebnisse dann wieder dem Fachbereich vorgestellt und ggf. nachgebessert. Regelmäßig schlugen sich Hopp und Plattner zusammen mit den Kollegen aus der ICI-Datenverarbeitung die Nächte um die Ohren. Aber das Gefühl, etwas völlig Neues zu schaffen und die raschen Fortschritte hielten die Motivation hoch und schufen einen guten Teamgeist. Tatsächlich schaffte es das Projektteam nach fast sechs Monaten, dem Fachbereich ein fertiges System für die Auftrags- und Versandabwicklung zu übergeben.
Im Rückblick betrachtet, kann man den erfolgreichen Abschluss dieses Projektes als Schlüsselmoment für die Gründung und den späteren Aufstieg der SAP zum Weltmarktführer bei Unternehmenssoftware bezeichnen. Den beiden IBM-Mitarbeitern war es mit tatkräftiger Unterstützung der ICI-Fachabteilungen und der EDV gelungen, die erste Realtime-Bildschirm-Anwendung in Deutschland zu realisieren. Zudem wurde mit diesem System, das in den Büroräumen der ICI entstand, der Integrationsgedanke geboren, d. h. die Geschäftsprozesse wurden nun abteilungsübergreifend abgebildet: Eine Lagerbewegung bei Warenausgang war sofort im Lagerbestand, aber auch für die Rechnungserstellung an die Kunden sichtbar. Durch diesen Prozesswechsel eröffneten sich neue Möglichkeiten, denn Verfügbarkeitskontrolle und Bestandsreservierungen waren nun direkt bei der Auftragserfassung möglich.
Rolf Diehm, der seit 1970 bei ICI zunächst in der Allgemeinen Verwaltung arbeitete und ein Jahr später in die Abteilung Order Processing versetzt wurde, erinnert sich noch gut, wie komplex und umständlich die Auftrags- und Versandabwicklung vorher waren. Die Prozesskette zwischen Auftragsabwicklung, Fertigwarenlager und Versand war nicht durchgängig und wurde durch die Abteilungsgrenzen unterbrochen. „Vorher gab es keine Kreditkontrolle und eine Bestandsreservierung war nicht möglich, da es keine Onlinebestände gab. Die Warenbewegungen wurden ja erst über Nacht verbucht, d. h., die ausgewiesenen Bestände waren vom Vortag und nicht aktuell. Der Systemwechsel brachte auch einen Prozesswechsel mit sich. Erstmals konnte man Onlinebestände sehen und dies ermöglichte Bestandsreservierungen und ein First In, First Out. Das war ein signifikanter Meilenstein.“
Auch andere Fachbereiche wurden nun auf die Möglichkeiten, die sich durch die neue Technologie boten, aufmerksam. Walter Rothermel, späterer Einkaufsleiter bei ICI, wurde auf das System im Herbst 1971 auf der Hannover-Messe auf das System aufmerksam: „Als ich da ankam, sah ich plötzlich ICI-Zeichen auf dem Bildschirm und erfuhr, dass bei uns in Östringen ein Online-System für die Auftragsbearbeitung entwickelt wurde“, erinnert sich Rothermel. „Und ich dachte mir: Das muss doch auch im Einkauf funktionieren.“ Und so wurde bald darauf ein neues Folgeprojekt geplant, um den Umbau der EDV-Landschaft im Faserwerk Östringen voranzutreiben. Walter Rothermel wurde Mitglied eines neugebildeten Teams, das analog zur Auftragsabwicklung nun auch Einkauf und Materialwirtschaft mit Lagerbestandsführung, Rechnungsprüfung sowie Anlagen- und Finanzbuchhaltung in ein System integrieren sollte.
Die Gründung der SAP
Dass Dietmar Hopp und Hasso Plattner innerhalb von sechs Monaten bei ICI ein Online-System an den Start gebracht hatten, war auch für die IBM-Geschäftsstelle ein Grund zur Freude: Schließlich benötigte ICI nun einen leistungsfähigeren Rechner und Monitore. Allerdings traf der Wunsch ihrer Mitarbeiter, eine weitere Anwendung für ICI zu programmieren, in der Mannheimer IBM-Geschäftsstelle auf wenig Gegenliebe. Ihr Arbeitgeber dachte immer noch in alten Kategorien und sah sein Kerngeschäft weiterhin im Verkauf von Großrechnern und der angeschlossenen Hardware. Daher wollten sie die beiden zum nächsten Kunden schicken. Und so reifte genau zu diesem Zeitpunkt wohl der Plan, sich selbstständig zu machen mit dem Ziel, betriebliche Standardsoftware zu entwickeln. Gemeinsam mit zwei weiteren IBM-Kollegen, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector sowie mit Claus Wellenreuther, der die IBM schon 1971 verlassen hatte, gründeten Dietmar Hopp und Hasso Plattner zum 1. April 1972 in Mannheim die Firma „Systemanalyse Programmentwicklung“, die erst ab 1976 offiziell SAP genannt wurde.
Dabei spielten die ICI und insbesondere ihr EDV-Leiter Hermann Meier eine entscheidende Rolle: Da es für die Gründer schwierig war, Kapital für ihr junges „Start-Up“ zu bekommen, waren sie auf die Finanzierung durch einen festen Auftrag angewiesen. Hermann Meier hatte – im Gegensatz zur IBM-Geschäftsstelle – erkannt, welches Potenzial sich durch die neuen Konzepte und Technologien ergab. Er vertraute Hopp und Plattner von Anfang an und war vom Ehrgeiz und Enthusiasmus der beiden überzeugt. Der erfolgreiche Abschluss des Projektes zur Auftragsabwicklung hatte sein Vertrauen noch verstärkt.
So vereinbarten Hopp und Meier noch vor der offiziellen Firmengründung am 1. April 1972, dass sie versuchen würden, von der ICI-Europazentrale in Brüssel die Genehmigung für die gemeinsame Entwicklung eines weiteren Online-Systems im Bereich Einkauf und Materialwirtschaft zu bekommen. Die Vereinbarung sah vor, dass die fünf Gründer das neue System innerhalb von neun Monaten, also bis Ende 1972, für einen Festpreis von 638.000 DM realisieren sollten. Der ausgehandelte Kaufpreis bildete die finanzielle Basis für die neu gegründete Firma. „Damit konnten wir unsere Familien ernähren und noch zwei Mitarbeiter einstellen“, erzählte Dietmar Hopp. „Der Computer der ICI wurde ein weiteres Mal hochgerüstet, und, ganz wichtig, es gelang uns auch, das Recht zu sichern, die Software unabhängig von ICI zu einer Standardsoftware weiterzuentwickeln, was ja unser Traumziel war.“
Laut Hermann Meier hatte ICI im Gegenzug Anspruch auf „unbegrenzte und kostenlose Wartung und Fortentwicklung“. ICI stellte der jungen Firma Arbeitsplätze zur Verfügung und erlaubte ihr vor allem die Nutzung des IBM-Mainframe-Computers in der Nacht und an Wochenenden. Denn für die Anschaffung und den Betrieb eines eigenen Rechners verfügte das junge Start-Up-Unternehmen noch nicht über die erforderlichen Mittel. Erst 1979 schaffte sich SAP einen eigenen Großrechner von Siemens an, der in angemieteten Büros installiert wurde.
Entwicklung von MIAS
So wurde man sich schnell einig und der erste Auftrag für das junge Start-Up-Unternehmen lautete, ein Programm zu entwickeln, das die großen Bereiche Einkauf, Materialwirtschaft, Buchhaltung und Rechnungswesen abdecken sollte. Dieses Programm wurde „Material-, Informations- und Abrechnungssystem“ (abgekürzt MIAS) getauft.
Hermann Meier ging damit erneut ein Risiko ein und musste der ICI-Zentrale in Brüssel regelmäßig berichten, wie man vorankam. Dort befürchtete man, dass die Kosten aus dem Ruder laufen würden. „Meier hielt dem Team den Rücken frei“, erinnert sich Walter Rothermel. „Hopp und Meier harmonierten perfekt. So konnte sich eine sehr partnerschaftliche und produktive Zusammenarbeit entwickeln.“
Der Technologiesprung, der mit der Realisierung dieses Projektes erreicht werden sollte, lässt sich am besten verdeutlichen, wenn man sich den bisherigen Prozessablauf einer Bestellung bei ICI vor Augen führt. Die am Prozess beteiligten Fachbereiche nutzen eigene Programme, die als Insellösungen nicht integriert waren. So wurde beispielsweise für die Lagerhaltung der Rohstoff- und Ersatzteilläger ein Batchprogramm der IBM (MINCOS) eingesetzt. Zentrales Element für die Nachverfolgung des Material- und Werteflusses war die sogenannte „Pendelkarte“. Auf ihr wurden alle Geschäftsvorfälle von Hand dokumentiert und abteilungsübergreifend fortgeschrieben.
Helga Mayer, die 1969 zur ICI nach Östringen kam, arbeitete zunächst als Kontoristin in der Abteilung Einkauf, ehe sie zur Einkäuferin umgeschult wurde. Sie beschreibt den manuellen Prozess einer Bestellung im Einkauf: „Es gab die sogenannte Pendelkarte, die so hieß, weil sie vom Hauptlager in den Einkauf und wieder zurück ins Lager pendelte. Darauf waren neben der genauen Artikelbezeichnung die Lieferanten mit allen Daten und den Einkaufsbedingungen vermerkt. Wenn nun der Lagerbestand eines Artikels so gesunken war, dass man nachbestellen musste, wurde die Pendelkarte mit dem Vermerk der zu bestellenden Menge in den Einkauf gebracht, wo der zuständige Einkäufer nach Verhandlungen einen Lieferanten auswählte. Jetzt konnte eine Bestellung platziert werden. Dazu wurde die Bestellung von den Kontoristinnen abgetippt und anschließend vom Einkäufer geprüft. Danach gingen diese Lochbelege für alle Bestellungen in die Locherei, wo die Lochkarten entstanden. Über Nacht wurden die Lochkarten in die Maschine eingegeben und im Stapelverfahren nacheinander abgearbeitet. So entstand über Nacht ein Fehlerprotokoll. Dieses Fehlerprotokoll wurde morgens von den Einkäufern geprüft und die Fehler wurden berichtigt. Zurück in der EDV wurden die Lochkarten ausgebessert und wieder über Nacht vom Großrechner abgearbeitet, ehe die finale Bestellung dann ausgedruckt werden konnte.“
Bei mehr als 30.000 Lagerartikeln, von einer kleinen Schraube bis hin zu kompletten Maschinenteilen, erledigten die etwa zehn Einkäufer, denen jeweils eine Kontoristin zuarbeitete, täglich zwischen 400 bis 800 Bestellungen. Drei oder vier dieser Kontoristinnen machten nichts anderes, als die Belege zu prüfen und zu korrigieren.“
Andere Prozesse im Werk waren ebenso zeitraubend und fehleranfällig. Jedes Mal, wenn eine Materialbewegung stattfand, musste eine neue Lochkarte erstellt werden, um den neuen Zustand abzubilden. Oft war ein Material schon verbraucht, bevor es ordnungsgemäß in den Büchern stand.
Gemeinsam mit etwa zehn ICI-Mitarbeitern aus der EDV und den Fachbereichen wurde ein Projektteam gebildet: Die ICI-Kolleginnen und Kollegen, insbesondere diejenigen aus den Fachbereichen, brachten ihre betriebswirtschaftlichen und Prozess-Kenntnisse ein. Die fünf SAP-Gründer und die beiden Mitarbeiter, die im Laufe des Jahres 1972 bei SAP angestellt wurden, konnten sich nun darauf konzentrieren, das Material-, Informations- und Abrechnungssystem (MIAS) zu programmieren.
Das neue System sollte modular aufgebaut sein und aus drei Teilen bestehen: aus einem Systemteil für Materialwirtschaft (Lagerverwaltung und Disposition), dem Einkauf (Bestellabwicklung und Angebotsverwaltung) und der Buchhaltung (Rechnungsprüfung, Zahlung und Kostenstellenrechnung). Zugleich sollten die einzelnen Module verbunden sein, sodass mit dem Mengenfluss in der Materialwirtschaft auch zeitgleich der Wertefluss in der Buchhaltung fortgeschrieben werden sollte.
Es erwies sich einmal mehr als Glücksfall, dass das ICI-Werk in Östringen erst ein paar Jahre alt war und als einer der modernsten Betriebe galt. Das Faserwerk war nicht nur technisch, sondern auch betriebswirtschaftlich auf dem neuesten Stand. Nach der Fertigstellung des Werkes im Jahr 1965 hatte die Personalabteilung bundesweit nach jungen qualifizierten Mitarbeitern gesucht und einen Betrieb mit einer fortschrittlichen Organisation auf der grünen Wiese aufgebaut. Im Faserwerk waren nicht Befehl und Gehorsam gefragt. Vielmehr suchte man nach Mitarbeitern, die sich durch Kreativität, Eigeninitiative und Selbstständigkeit auszeichneten! So kam es, dass die junge SAP Mannschaft bei ICI auf ein ebenfalls junges Team stieß, das noch nicht durch jahrelange Routine und eingefahrene Strukturen gelähmt war. Es herrschte Aufbruchsstimmung und die allgemeine Offenheit und Innovationsbegeisterung, gerade auch für die neue Informationstechnologie, prägten auch die Mentalität im Projektteam. „Es gab keine Denkverbote“, erinnerte sich einer der Teilnehmer.
Nun lagen neun Monate harter und intensiver Arbeit vor dem Projektteam. Walter Rothermel, inzwischen Leiter des Technischen Einkaufs bei ICI, beschreibt die Zusammenarbeit zwischen den Partnern so: „In der Regel formulierten und spezifizierten wir unsere Anforderungen und Ideen. Die SAP-Leute schauten dann, was davon möglich war und wie man es realisieren konnte und gaben uns so ein Feedback zu unseren Vorstellungen. Auf dieser gemeinsamen Grundlage arbeiteten sie tagsüber bei uns an der Programmierung und am Abend und in der Nacht, wenn der ICI-Computer frei war, testeten sie. Die Ergebnisse wurden am nächsten Tag besprochen und es gab ein gegenseitiges Feedback zu den erreichten Schritten. Es war also ein ständiger Abgleich von Ideen und Möglichkeiten sowie realisierten Schritten. Allein wäre das für keinen von uns machbar gewesen.“
In erster Linie sollte die neue Software die bestehenden Prozessabläufe im Faserwerk abbilden und vereinfachen, doch oftmals mussten auch die bestehende Organisation und die Geschäftsprozesse an die interne Logik des neuen Softwaresystems angepasst werden. So gab es jetzt beispielsweise einen Lieferantenstammsatz, der vom Einkauf und der Buchhaltung gemeinsam genutzt wurde. Die Pflege und damit die Verantwortlichkeit dafür, die vorher allein beim Einkauf lag, wurde nun in eine Buchhaltungssicht und eine Einkaufssicht aufgeteilt. Das führte manchmal auch zu verbissen geführten Diskussionen zwischen den ICI-Fachabteilungen und den Programmierern, etwa wenn die „ICI-ler“ den Eindruck hatten, die Software entferne sich zu sehr von der Praxis. Und manchmal beklagte sich der eine oder andere ICI-Mitarbeiter, dass die Rechner von den „SAP-lern“ belegt seien. Unterm Strich jedoch verlief die Zusammenarbeit harmonisch und letztlich erfolgreich. „Wir waren alle beseelt, uns trieben eine tolle Idee und die Chance an, etwas völlig Neues zu machen“, urteilte Hermann Meier über diese Zeit.
Dabei half, dass bei ICI auf allen Ebenen, auch in den technischen Abteilungen, Fachleute arbeiteten, auf die das Team zurückgreifen konnte. „Wie die Maschinen zu steuern sind, wie die Verbindung zu den Bildschirmen hergestellt wird, welche Leitungen wie zu verlegen sind – all das war damals nicht trivial“, erinnert sich Dieter Wohlhaupter, der 1971 zur ICI gekommen war und in erster Linie das Materialwirtschaftssystem mitentwickelte. „Da konnten wir die Arbeit gut verteilen und die Fragen und Probleme, die auftauchten, mit den Fachleuten in den einzelnen Bereichen schnell lösen.“
Das Gefühl, gemeinsame Pionierarbeit zu leisten, schweißte die Teammitglieder zusammen. Und weil kleine Geschenke bekanntlich die Freundschaft erhalten, spendierten Hopp, Plattner und Co. den Locherinnen, die bisweilen nach Feierabend Lochkarten für ihre Programme erstellten, eine Schwarzwälder Kirschtorte oder eine Runde Eis. Auch die eine oder andere Grillfeier der EDV-Abteilung wurde schon mal von SAP gesponsert. Wenn dann alle vierzehn Tage mittwochs ein IBM-Techniker zur Wartung kam und den Großrechner gegen 17 Uhr abschaltete, traf man sich zum gemeinsamen Fußballspiel im nahe gelegenen Schwimmbad.
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Ein neues Zeitalter in der Datenverarbeitung beginnt
Am 1. Januar 1973 war es so weit: MIAS ging online, und ein neues Zeitalter der Datenverarbeitung bei ICI begann: Von nun an konnten die beteiligten ICI-Fachbereiche am Bildschirm Daten eingeben, die gleichzeitig den Kolleginnen und Kollegen im Lager, im Wareneingang, im Einkauf und in der Buchhaltung zur Verfügung standen.
Dietmar Hopp beschreibt den ersten erfolgreichen Projektabschluss bei ICI in einem Interview mit den Badischen Neuesten Nachrichten vom 01.07.2017: „Letztlich haben wir dort in rund neun Monaten eine Software entwickelt, mit der die Sachbearbeiter am Computer das eingeben konnten, was sie als Bestellung bekommen haben. Heute ist das völlig normal, aber damals hat sich das überhaupt niemand vorstellen können. Wir waren tatsächlich die ersten, die Bildschirme in die Fachbereiche gebracht haben.“
Anstatt die Daten zuerst auf Lochkarten zu speichern und dann in den Computer einzulesen, erfolgte die Dateneingabe direkt von den Mitarbeitern in den einzelnen Fachbereichen über die Tastatur und die Eingaben waren sofort in Echtzeit auf den Bildschirmen aller angeschlossenen Abteilungen ablesbar. Die Realtime-Software, eine Revolution!
Der erfolgreiche Einsatz der neuen Software sprach sich schnell herum und SAP begann nun, das MIAS als Standardprodukt unter dem Namen RFM (Realtime Finanzmanagement und Materialwirtschaft) zu vermarkten. Bestandteil der Vereinbarung zwischen ICI und SAP war auch, dass SAP die ICI als Referenzkunden nutzen durfte. Dadurch konnte SAP das neu entwickelte System potenziellen Interessenten mit Hilfe der ICI-Fachbereiche vorführen. „Ganze Busladungen“, erinnert sich Rolf-Peter Westhues, „pilgerten damals nach Östringen, um die Software im Livebetrieb in Augenschein zu nehmen.“ Westhues kam 1974 als Systemanalytiker zur ICI und hatte die Aufgabe, das MIAS-System weiterzuentwickeln: „Es gab eine sehr interessante Zusammenarbeit mit der SAP damals. SAP hatte über ein Institut Neue Betriebswirtschaft, das auf der Molkenkur in Heidelberg residierte, eine Vortragsreihe gestartet, um das RFM zu präsentieren. Dort wurde auf einem Testsystem der gesamte Ablauf von der Bedarfsanforderung, über die Bestellung und Rechnungsprüfung, bis zur Zahlung präsentiert. Und was immer recht interessant war, am Ende dieser Veranstaltung, die meines Wissens zwei oder drei Tage ging, wurden dann diese 30, 40, 50 Teilnehmer in einen Bus gesetzt und von Heidelberg nach Östringen gebracht zu den Faserwerken. Da hatte ich das Vergnügen, diese ganze Gruppe von Interessenten an die Hand zu nehmen und mit ihnen den kompletten Prozessablauf vorzuführen. Mit großer Begeisterung zeigten zum Beispiel die Kollegen im Lager, wie sie einen Wareneingang oder Warenausgang buchten und wie sich im System im selben Augenblick ihr Lagerbestand erhöhte oder reduzierte. Das war für sie ein riesengroßer Schritt im Sinne von Selbstbestätigung und Arbeitszufriedenheit. Dann haben wir den Einkauf mit Hilfe der Kollegen von der Fachabteilung gezeigt. Dort wurden immer einige echte Betriebsvorgänge liegen gelassen für diesen Zeitpunkt, wenn die Gäste kamen, und dann wurden vor den Augen der Interessenten diese Belege, Bestellungen und Rechnungen gebucht oder Zahlungen avisiert. Das war natürlich für die Interessenten eine wirklich tolle Erfahrung, weil sie gesehen haben, es funktioniert tatsächlich, nicht nur im Labor.“
Besonders die Integration der verschiedenen Komponenten machte großen Eindruck auf die EDV-Chefs und Bereichsleiter unterschiedlichster Unternehmen. Laut Dietmar Hopp war das ein nicht zu unterschätzender Vertriebsvorteil.
Und bald kamen die Besucher nicht mehr nur aus dem deutschen Sprachraum. ICI mit seinen Werken, Zulieferern und Kunden in aller Welt eröffnete den SAP-Gründern schnell Einblicke in die Anforderungen eines international agierenden Konzerns. Hasso Plattner: „Dass die ICI ein multinationales Unternehmen war, erweiterte unseren Horizont sofort. Ich glaube, dass ICI der Ausgangspunkt war für die Vorstellung von Integration und internationaler Software.“
Mit dem neuen Programm waren bereits wesentliche Merkmale und Stärken der späteren „R“-Systeme von SAP vorgegeben: modularer Aufbau und Integration auf Basis einer gemeinsamen Datenbankstruktur. Insbesondere die strikte Trennung zwischen Basistechnologie auf der einen Seite und Anwendungsprogrammen sorgten für eine hohe Wiederverwendbarkeit. Beim Ausrollen der neuen Software in andere Fachbereiche konnten so die wesentlichen Teile des Basissystems, z. B. Bildschirm- und Dialogsteuerung, die Datenbankschnittstelle sowie die Assembler-Makros (später ABAP) als Programmiersprache, übernommen werden. Insofern ist es auch nicht übertrieben, wenn man das bei ICI entwickelte MIAS-System als Prototyp und Vorläufer für die später so erfolgreichen SAP-Systeme R/2 und R/3 bezeichnet, die den Aufstieg der SAP zum Weltkonzern einleiteten.
Östringen als Entwicklungsstandort der SAP
Für die SAP-Gründer und ihre Mitarbeiter begann nun eine neue Phase. Andere namhafte Firmen interessierten sich für das neue Realtime-Softwaresystem, das von Anfang an als Standardsoftware konzipiert war. Burda in Offenburg, OMW, heute MIRO in Karlsruhe, Boehringer in Ingelheim, Knoll in Ludwigshafen, Reemtsma in Hamburg oder der Landmaschinenbauer John Deere wurden die ersten großen SAP-Kunden nach der ICI. Das ursprünglich bei ICI entstandene MIAS wurde nun auch bei anderen Kunden implementiert und nach und nach um weitere Komponenten erweitert.
Das ICI-Werk in Östringen blieb jedoch noch für einige Jahre einer der wichtigsten Entwicklungsstandorte der SAP. Das junge Unternehmen verfügte, bis auf ein kleines Büro in Mannheim, in dem man aufgrund der fehlenden Computer und Lochkartengeräte nicht wirklich programmieren konnte, noch nicht über eigene Räume. Das änderte sich erst 1980, als SAP in Walldorf sein erstes eigenes Bürogebäude bezog und einen eigenen Großrechner anschaffen konnte.
So entstanden in den folgenden Jahren bei ICI in enger Zusammenarbeit unter anderem eine komplette Materialwirtschaft (das spätere RM) und ein Instandhaltungsprogramm (RM-INST) mit der ICI als Pilotkunde.
Auch die Anfänge eines Personalwirtschaftssystems wurden hier entwickelt. Für die Grundzüge dieses Systems zeichnete Rainer Kaiser verantwortlich, der 1970 zur ICI kam. Sein Chef Hermann Meier ordnete ihn bald Dietmar Hopp zu, den er bei der Entwicklung der Materialwirtschaft unterstützte. Der EDV-Chef der ICI erteilte Kaiser dann den Auftrag, sich auf Basis der SAP-Software um die Verwaltung des Personals zu kümmern. „Wie ich es von Hopp und Plattner gelernt hatte, ging ich das Thema ganzheitlich an, wollte also nicht nur die Lohn- und Gehaltsabrechnung abdecken“, erinnert sich Kaiser. Er entwickelte fortan den Prototyp eines Personalwirtschaftssystems, in dem neben Lohn und Gehalt auch Themen wie Rekrutieren neuer Mitarbeiter, Fortbildung und Reisemanagement abgebildet wurden.
Die Verbundenheit zwischen ICI und SAP zeigte sich u. a. auch darin, dass die komplette Lohn- und Gehaltsabrechnung der SAP bis in die 1980er Jahre auf dem Personalwirtschaftssystem der ICI abgewickelt wurde.
Gemeinsame Werte führen zum Firmenwechsel
Bei all den fachlichen Gründen für eine enge Kooperation war doch entscheidend, dass zwischen den SAP-lern und ihren Pendants auf der ICI-Seite die Chemie stimmte. „Es war ein sehr respekt- und vertrauensvoller Umgang“, erinnert sich Walter Rothermel. Dabei trafen die SAP-Mitarbeiter auf eine Unternehmenskultur, die die ICI-ler seit der Östringer Werkseröffnung 1965 pflegten und die „von Offenheit, von Hilfsbereitschaft, von der Übertragung von Verantwortung und selbstständigem Handeln geprägt war“, so Rothermel. Werte, die später auch das Miteinander bei SAP bestimmen sollten. „Es ging auch mit den SAP-Kollegen immer sehr kollegial zu und wenn etwas im Argen lag, wurde es offen angesprochen und diskutiert“, erzählt Juliane Görner, die im ICI-Einkauf arbeitete. „Auch wir Bürokräfte konnten da unsere Meinung sagen“. Und unterlief jemandem einmal ein Fehler, „dann wurde demjenigen nicht der Kopf abgerissen, sondern man schaute nach vorne und bügelte den Fehler gemeinsam aus“, erzählt Rolf-Peter Westhues.
Wo ähnliche Werte gepflegt werden, bleibt es nicht aus, dass Menschen offen sind für einen Wechsel der Perspektive – und des Arbeitgebers. Mancher ICI-Mitarbeiter sah bessere Karrierechancen bei SAP. Zwar gab es anfangs eine Sperrklausel von einem Jahr, so dass kein ICI-Mitarbeiter direkt zu SAP wechseln durfte. Peter Seltenreich, der ab 1974 als Operator im ICI-Rechenzentrum arbeitete, wechselte 1979 zunächst zum Rechenzentrum des Max-Plank-Instituts in Heidelberg, bevor er ein Jahr später dem Ruf von Dietmar Hopp zur SAP folgte. Allerdings wurde diese Sperrklausel mit der Zeit aufgehoben. Insbesondere, als ICI 1993 vom US-Chemiemulti DuPont übernommen wurde. Hierzu einige – aber bei weitem nicht alle – Beispiele:
Rainer Kaiser etwa wechselte bereits 1982 zur SAP. Dort entwickelte er seinen Prototypen der Personalwirtschaft, den er ursprünglich bei ICI aufgesetzt hatte, in einem Team um SAP-Gründer Klaus Tschira zum Modul RP des Systems SAP R/2 weiter.
Rolf-Peter Westhues half bereits seit Ende der 1980er Jahre mit, SAP-Systeme bei ICI-Töchtern in den USA und in Südafrika einzuführen.
Ulrike Ehrenberger, die 1973 als Fremdsprachenkorrespondentin bei ICI ins Berufsleben gestartet war, machte den Schritt von ICI zur SAP 1994, wo sie kurze Zeit später für knapp zwei Jahre als Assistentin beim Vorstandsvorsitzenden Dietmar Hopp Dietmar Hopp tätig war, ehe sie in die Personalabteilung der SAP wechselte.
Einsatz der SAP-Systeme bei ICI und bei DuPont
Die SAP-Systeme halfen der ICI in Östringen auch, die ständigen Forderungen der Konzernchefs in England nach höherer Produktivität und geringeren Kosten zu erfüllen. Walter Rothermel: „Für uns war SAP das beste Reengineering-Programm.“
Während in Östringen nach der Materialwirtschaft die SAP Standardsoftware bald auch in den anderen betrieblichen Funktionsbereichen eingeführt wurde, zögerten die Verantwortlichen der ICI Fibres Division in England lange mit der Entscheidung für SAP. „Die Fibres-Kollegen in England haben viel Geld für ein eigenes System ausgegeben, das nur schlecht funktionierte“, erinnert sich Walter Rothermel. Stattdessen war es innerhalb des ICI-Konzerns die Farbensparte ICI Paints, in Slough, die als erste die strategische Entscheidung für die Einführung der SAP-Software innerhalb der kompletten Division traf.
Erst nachdem SAP 1979 mit R/2 die zweite Generation der Realtime Software auf den Markt gebracht hatte, entschied man sich auch bei ICI Fibres, zumindest teilweise auf SAP als Standardsoftware zu setzen. So wurde das RM-Modul im Bereich der Materialwirtschaft auch in den englischen Werken der Fibres Division eingeführt. Die anderen Funktionsbereiche nutzten aber weiterhin die von ICI selbst erstellte Software wie z. B. CAS (Corporate Accounting System) für das Rechnungswesen. Das neu eingeführte RM-Modul musste aufwändig über Schnittstellen an die Programme der anderen betrieblichen Funktionsbereiche angebunden werden. Roland Weis, der 1976 seine Ausbildung als Datenverarbeitungskaufmann bei ICI begann und später zahlreiche Anwendungen für das Östringer Werk programmiert hatte, wechselte 1988 nach Harrogate, wo er maßgeblich an der SAP-Einführung der R2-Module RM/RF/RK/RV in den englischen Faserwerken mitwirkte. Er erinnert sich: „Es gab große Vorbehalte gegen SAP, vor allem bezüglich der Komplexität und der branchenspezifischen Details, die im Standardsystem nicht vorhanden waren und zahlreiche Anpassungen notwendig machten. Ebenso die Integration mit dem ICI-spezifischen globalen CAS-System, das dann nach einiger Zeit aufgrund der hohen Kosten mit SAP-Standard-Funktionalität ersetzt wurde.“
Erst mit der Übernahme der ICI-Fasersparte durch DuPont zum 1. Juli 1993 wurde das komplette SAP-System als Standardsoftware für alle Werke der Fasersparte der ehemaligen ICI eingesetzt.
Der Firmenübernahme durch DuPont brachte für die Systems-Abteilung, die für die SAP-Anwendungsbetreuung im Östringer Faserwerk zuständig war , große Veränderungen mit sich. DuPont stellte dem Zeitgeist der 1990er Jahre folgend bisher intern erbrachte Dienstleistungen unter dem Stichwort „Outsourcing“ auf den Prüfstand. In diesem Zusammenhang entschied Dupont im Jahr 1996 die komplette IT Infrastruktur sowie die SAP Anwendungsberatung in die Verantwortung externer IT Dienstleister zu übergeben. Kleinere SAP Beratungshäuser wie z. B. die 1997 gegründete Firma JDC (Jürgen Dobrinski Consulting GmbH) nutzten die Gunst der Stunde. So konnte sich JDC durch die Übernahme von Mitarbeitern der ehemaligen ICI/DuPont-Anwendungsberatung das enorme SAP Know-how sichern und leistete viele Jahre sowohl den laufenden SAP-Anwendungssupport als auch die Durchführung von SAP-Projekten für die europäischen Faserwerke von Dupont und später vonINVISTA. Im Rahmen eines dieser DuPont-Projekte gelang es JDC ein spezielles Werkzeug für Datenmigration auf Datenbankebene zu entwickeln. Die weiter entwickelte Version dieses ursprünglich bei einem Dupont-Projekt entstandenen Datenmigrationstool konnte später bei vielen namhaften Firmen in komplexen SAP Systemkonsolidierungsprojekten (Fusionen, Restrukturierungen, Firmenübernahmen und Firmenausgliederungen) erfolgreich eingesetzt werden und ist auch heute noch im Einsatz. Einige ehemalige Mitarbeiter der ICI/DuPont IT-Abteilunge wechselten später auch zur SAP.
Ausblick und ein denkwürdiges Wiedersehen
Im Laufe der nächsten Jahrzehnte nahmen beide Firmen eine völlig unterschiedliche Entwicklung: Während es für die Textil- und damit auch die Chemiefasersparte in Europa spätestens ab Mitte der 1990er Jahre durch die sich beschleunigende Globalisierung abwärts ging, was schließlich auch zum Ende der „Nylon“ im Jahr 2012 führte, erlebte die SAP einen beispiellosen Aufstieg. Trotz mehrerer technologischer Umbrüche wie dem Aufkommen der Client-Server-Architektur, dem Siegeszug des Internets sowie aktuell der Hinwendung zu Cloudlösungen und KI, schafften es Hopp, Plattner und ihre Nachfolger das kleine Start-Up, das bei der „Nylon“ in Östringen seine Anfänge nahm, zu einen Weltkonzern zu formen. Heute ist SAP der größte Hersteller von Unternehmenssoftware weltweit und der wertvollste deutsche Dax-Konzern geworden.
Natürlich wurden die zunächst noch intensiven Kontakte zwischen ICI und SAP, die vor allem auf Grund persönlicher Beziehungen bestanden, ab den 1980er Jahren weniger. Auch der Kontakt zwischen Dietmar Hopp und Hermann Meier, der noch bis 1983 EDV Leiter in Östringen war, ließ im Lauf der Jahre nach. Er riss jedoch nie ganz ab. Als die SAP im Jahr 1997 ihr 25-jähriges Firmenjubiläum feierte, wurde auch Hermann Meier zur Festveranstaltung im Mannheimer Rosengarten eingeladen und nahm daran teil.
Die SAP-Gründer haben nie vergessen, welche herausragende Rolle das Faserwerk in Östringen und insbesondere Hermann Meier für das junge Softwareunternehmen in der Anfangszeit gespielt hat. Das folgende Zitat von Dietmar Hopp spiegelt dies eindrucksvoll wider: „Ohne die ICI hätte es die SAP so nie gegeben.“
Im November 2013 kam es zu einem denkwürdigen Wiedersehen: Nach der Übernahme der Fasersparte durch DuPont im Jahr 1993 trafen sich ehemalige ICI-Mitarbeiter aus Östringen, die meisten aus der Buchhaltung, der EDV und Materialwirtschaft, regelmäßig einmal im Jahr, um die gemeinsamen alten Zeiten aufleben zu lassen. Anlässlich des Jubiläums zum 20-jährigen ICI-Treffen hatte Ulrike Ehrenberger, eine der Mitorganisatorinnen, die Idee Dietmar Hopp und Hermann Meier einzuladen. Beide sagten zu. Ulrike Ehrenberger erinnerte sich an den Moment, als sich die beiden nach langer Zeit wieder einmal gegenüberstanden: „Die Wiedersehensfreude war groß. Sie schauten sich sekundenlang in die Augen und die freudigen Emotionen waren ihnen ins Gesicht geschrieben. Man sah, dass da sofort ein Einverständnis war wie früher.“
Hopp und Meier trafen sich auch in den folgenden Jahren noch regelmäßig beim ICI-Treff in St. Leon-Rot, bis Hermann Meier im Jahr 2019 im Alter von fast 90 Jahren verstarb.
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Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der SAP wurde 2022 der Film „Der erste perfekte Kunde“ gedreht, in dem Zeitzeugen der ICI und SAP in den Räumlichkeiten des ehemaligen Faserwerkes und des Nylon Archivs interviewt wurden.
Das Video ist auf der SAP History Page veröffentlicht: SAP History | About SAP
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Es folgen ausgewählte Zitate aus Interviews, die SAP im Jahr 2020 mit ehemaligen ICI-Mitarbeitern im Vorfeld des 50-jährigen Gründungsjubiläums der SAP durchgeführt hat:
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Robert Lachemann (seit 1974 Operator im ICI-Rechenzentrum)
Über die Antwortzeiten der SAP-Programme im Vergleich zu IBM
„Die Antwortzeiten des Programms, das die SAP für ICI entwickelt hat, waren schneller als ähnliche Programme, die IBM entwickelt hatte. Und da kam der Ausspruch her: ICI überholt IBM. Da waren wir natürlich stolz wie Oskar.“
Über geleistete Überstunden am Wochenende:
„Die SAPler haben fast jedes Wochenende den ICI-Rechner benutzt und brauchten dazu den einen oder anderen Operator. Unsere Zeit wurden als Überstunden bezahlt und man bekam noch ein Taschengeld dazu. Das hat jeder gern gemacht.“
Über die „rote Lampe“:
„In den Anfangszeiten kam es öfter vor, dass durch eine fehlerhafte Eingabe das Programm stehen blieb. Dann war es plötzlich mucksmäuschenstill im Rechenzentrum. Auf den damaligen Computern waren ja 20, 30 Lämpchen, die ständig geflackert haben. Die waren alle schwarz, nur eine rote Lampe brannte. Dann hieß es: Wo ist der Hopp, wo ist der Hopp? Dann hat man im Werk herumtelefoniert und Herrn Hopp gesucht, der dann kommen musste, um das Programm wieder zum Laufen zu bringen. Das durfte nur er machen.“
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Hans-Josef Lakatos (seit 1970 Ausbildung zum DV-Kaufmann, danach im ICI-Rechenzentrum)
Wie wichtig ICI für SAP war und umgekehrt SAP für ICI:
„Ich glaube, die verantwortlichen Personen haben erkannt aufgrund des Order Processing Systems und wurden auch von den Gründern überzeugt, dass die Zukunft Onlinesysteme sein werden. Der eine hat es gewollt und der andere hat es machen können und angeboten. Und das war, denke ich, die befruchtende Situation. Dann waren natürlich auch die Mitarbeiter der ICI im EDV-Bereich daran interessiert, an dieser neuen Innovation teilzuhaben, und auf der anderen Seite ist es von der SAP angeboten worden. Man hat auch viel mit SAPlern gesprochen, die ja in einem Nebenraum von uns saßen, weil SAP nicht so viele Arbeitsplätze gehabt hat, nicht so viele Büros. Und da hat man auch viel entnehmen können, viel lernen können.“
Über Hasso Plattner:
„Hasso Plattner hat sich an den Locher gesetzt und hat dann direkt im Locher in Maschinensprache, in Assembler, programmiert. Für mich war das ein Phänomen. Das hat mich immer schwer beeindruckt.“
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Rolf Diehm (seit 1971 Mitarbeiter in der Auftragsabwicklung bei ICI)
Über die Zusammenarbeit mit den SAPlern:
„Die Zusammenarbeit mit den SAPlern war sehr inspirierend. Es gab keine Denkverbote. Sie hat uns geholfen, die gesamten innerbetrieblichen Arbeitsabläufe so zu optimieren, wie man sich das vorher nicht hätte vorstellen können.“
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Gabriele Offner (begann 1973 als Stenokontoristin bei ICI)
Über die Zusammenarbeit mit den SAPlern:
„Die Zusammenarbeit war immer sehr eng und gut. Sie haben von uns gelernt, und wir haben von ihnen gelernt. Ohne unseren Input hätten sie die Programme nicht schreiben und verbessern können. Und diese Programme laufen ja inzwischen in aller Welt. Wir sind schon stolz, dass wir da einen Beitrag leisten konnten.“
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Peter Seltenreich (seit 1974 Operator im ICI-Rechenzentrum, ab 1980 bei SAP)
Über die Priorisierung bei der Aufteilung der Rechnerkapazitäten:
„Wenn jetzt unterm Tag die normale Schicht der Arbeitsvorbereitung so zwischen 17 und 18 Uhr Feierabend gemacht hat, da wurde es ein bisschen lebendig. Da kamen nämlich vom Stockwerk oben dran die ersten SAPler runter. „Du, kannst du mal …, darf ich mal ein Programm einlesen?“. Aber die ICI-Sachen hatten Vorrang. Und da gab es vom Kollegen Hachenberger als mal auch Prioritätswasser, wenn man seinen Job vorzog. Prioritätswasser war ein Kasten Bier dann für die Mannschaft, genau wie es für die Damen im Lochsaal, wenn die mal was Großes gelocht haben, eine Schwarzwälder Torte gab.“
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Rolf-Peter Westhues (seit 1974 als Systemanalytiker bei ICI, später SAP)
Über Teilnahme an SAP-Planungsmeetings:
„Die Zusammenarbeit war perfekt. Also die SAP-Kollegen hatten ja ihr Büro über dem alten Rechenzentrum, also die waren ganz unmittelbar in unserer Nähe. Unten war das IT-Department von unserem MSD (Management Services Department), also die Abteilung, in der ich war. Und insofern war der Gedankenaustausch und der Ideenaustausch überhaupt kein Problem. Wir haben mit den damaligen Kollegen, dem Herrn Hopp, aber auch mit den anderen SAP-Betreuern eng zusammengearbeitet. Und das ging dann hinterher sogar so weit, dass die Planungssitzungen, die die SAP gemacht hat, um den Inhalt, die Weiterentwicklung für das nächste Jahr festzulegen, dann sogar mit Beteiligung von ICI-Kollegen erfolgt ist. Da wurde man eingeladen: „Können Sie mal für 1, 2 Tage uns zur Verfügung stehen, um die Planung für das nächste Jahr mit Ihnen zu besprechen?“. Also es war wirklich ein sehr vertrauensvoller, ein sehr harmonischer und sehr, man kann schon sagen freundschaftlicher Austausch zwischen den Kollegen von der SAP und den Kollegen von der ICI.“
Über die Rolle von Hermann Meier:
„Also Hermann Meier war jemand, der wirklich auf die Karte SAP gesetzt hat, was natürlich auch ein gewisses Risiko zu dem damaligen Zeitpunkt war. Als die vier Gründer, oder fünf Gründer, die es damals waren, die Entscheidung getroffen haben, sich selbstständig zu machen und für die ICI ein System zu entwickeln, wusste man ja im Vorhinein nicht, klappt es oder klappt es nicht? Also er hat sicherlich aufgrund der guten Kenntnis, aufgrund der guten Erfahrungen, die er in der Vergangenheit mit den Herren gemacht hat, es in gewisser Weise abschätzen können, aber es war keine Sicherheit vorhanden. Und der Herr Meier war in dem Fall jemand, der voll auf diese Karte gesetzt hat und gesagt hat, wenn es einer schafft, dann sind es diese. Und man muss eben im Nachhinein sagen, er hat genau den richtigen Riecher gehabt. Und ich muss sagen, ich war auch sehr froh, dass ich in meiner Zeit die Freiheiten hatte, solche Erfahrungen zu machen wie z. B. „Herr Westhues, ich stelle Sie jetzt mal für zwei Tage frei, Sie gehen mal mit zur SAP und nehmen dort an dem Planungsmeeting teil“. Das war für mich eine wunderbare Chance, natürlich auch mich selber weiterzuentwickeln.“
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Dieter Wohlhaupter (seit 1971 Systemanalytiker bei ICI)
Warum ICI für SAP der perfekte erste Kunde war:
„Das Order Processing, das schon da war, hatte schon die Schneise geschlagen für dieses Realtime. Das Zweite war, wir hatten das Team im Haus. Das dafür prädestiniert war, um ein solches Projekt zu machen. Und dann war die Zusammenarbeit halt super, die Chemie, wie man so sagt, die stimmte mit den SAP-Leuten. Wir hatten gelernt zu streiten, aber wir waren nicht auf persönlicher Ebene, sondern auf der sachlichen Ebene. Und waren immer sehr zufrieden, wenn am Schluss etwas rauskam, das die Lösung war.“
Die Rolle von Hermann Meier:
„Der Herr Meier war damals der Chef der EDV und er war sehr progressiv gestimmt und hat diese Geschichte forciert, dass wir das durchführen konnten. Das hat ja auch Geld gekostet. Damals war ICI noch gut im Geschäft, ob das später gelungen wäre, weiß ich nicht. Man muss sagen, wir haben mehrmals Glück gehabt. So wie SAP Glück hatte, mit ICI zusammenzukommen, hatte ICI Glück, mit SAP zusammenzukommen.“